
Die gesamte Weltliteratur seit Homer
quote:
Es ehrt mich selbstverständlich, daß Ihre Wahl auf meine kleine, launige Geschichte gefallen ist, da Ihnen doch die gesamte Weltliteratur seit Homer zur Verfügung stand. Ich hätte mich deshalb gerne revanchiert, aber nach Durchsicht Ihres Gesamtwerkes fand ich nichts, worunter ich meinen Namen hätte setzen mögen.
copy & paste:
- Georg Markus: Wiener G´schichten. Die besten Anekdoten zum Nachlesen, 1992, Ueberreuter
- Georg Markus: Sie werden lachen, es ist ernst. Eine humorvolle Bilanz unseres Jahrhunderts aus Österreich, 1999, Amalthea
- Georg Markus: Das heitere Lexikon der Österreicher. Die besten Anekdoten von Altenberg bis Zilk, 2003, Amalthea
- Georg Markus: Schlag nach bei Markus. Österreich in seinen besten Geschichten und Anekdoten, 2011, Amalthea
- Georg Markus: Wenn man trotzdem lacht. Geschichte und Geschichten des österreichischen Humors, 2012, Amalthea
versions:
Eines Tages war es wieder soweit, Anton Kuh, ein begnadeter Schnorrer, brauchte dringend Geld. Da er momentan selbst keine Idee hatte, die sich in einen Zeitungsartikel umsetzen ließ, tippte er ein wenige Wochen vorher in einem anderen Journal erschienenes Feuilleton Egon Friedells ab und schickte dieses, versehen mit seinem eigenen Namen, an eine Wiener Redaktion.
Georg Markus: Wiener G´schichten. Die besten Anekdoten zum Nachlesen, 1992, UeberreuterAls Kuh in so einer Situation wieder einmal keine Idee hat, die sich in einen gut zu verkaufenden Zeitungsartikel umsetzen ließe, tippt er ein bereits erschienenes Feuilleton Egon Friedells ab und schickt dieses, versehen mit seinem eigenen Namen, an die Redaktion der Berliner Zeitung Querschnitt.
Georg Markus: Sie werden lachen, es ist ernst. Eine humorvolle Bilanz unseres Jahrhunderts aus Österreich, 1999, AmaltheaWie die meisten Kaffeehausliteraten war auch Anton Kuh immer in Geldnöten. Als er einmal keine Idee hatte, die sich in einen schnell zu verkaufenden Zeitungsartikel umsetzen ließe, tippte er ein bereits erschienenes Feuilleton Egon Friedells ab, das er, versehen mit seinem eigenen Namen, an die Redaktion einer Wiener Zeitung schickte.
Georg Markus: Das heitere Lexikon der Österreicher. Die besten Anekdoten von Altenberg bis Zilk, 2003, AmaltheaDer Schriftsteller Anton Kuh war immer in Geldnöten. Als er einmal keine Idee hatte, die sich in einen Zeitungsartikel umsetzen ließe, tippte er ein bereits erschienenes Feuilleton Egon Friedells ab, das er, versehen mit seinem eigenen Namen, an die Redaktion einer Wiener Zeitung schickte.
Georg Markus: Schlag nach bei Markus. Österreich in seinen besten Geschichten und Anekdoten, 2011, AmaltheaAnton Kuh, der immer in Geldnöten war, tippte einmal ein Feuilleton Egon Friedells ab, das er, versehen mit seinem eigenen Namen, an die Redaktion einer Wiener Zeitung schickte.
Georg Markus: Wenn man trotzdem lacht. Geschichte und Geschichten des österreichischen Humors, 2012, Amalthea
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Kuh, dem es immer wieder passierte, daß ihm aus Sympathie ein Vorschuß ausbezahlt wurde, ohne daß die Geschichte jemals erschien, hoffte, daß dies auch diesmal der Fall sein würde. Und mußte zu seiner großen Verblüffung feststellen, daß ausgerechnet diese Glosse in Druck ging. Einige Tage nach Erscheinen des Artikels erhielt er einen Brief des eigentlichen Urhebers Egon Friedell:
Georg Markus: Wiener G´schichten. Die besten Anekdoten zum Nachlesen, 1992, UeberreuterKuh, dem schon mehrmals ein Vorschuß ausbezahlt wurde, ohne daß die Geschichte je erschienen ist, hofft, daß dies auch jetzt der Fall sein würde. Und muß zu seiner großen Verblüffung feststellen, daß ausgerechnet diese Glosse in Druck geht. Tage nach Erscheinen des Artikels erhält er einen Brief Egon Friedells:
Georg Markus: Sie werden lachen, es ist ernst. Eine humorvolle Bilanz unseres Jahrhunderts aus Österreich, 1999, AmaltheaKuh, dem schon mehrmals ein Vorschuss ausbezahlt wurde, ohne dass die Geschichte je erschienen war, hoffte, dass dies auch diesmal der Fall sein würde. Und musste zu seiner Verblüffung feststellen, dass ausgerechnet diese Glosse in Druck ging. Tage nach Erscheinen des Artikels erhielt er einen Brief Friedells:
Georg Markus: Das heitere Lexikon der Österreicher. Die besten Anekdoten von Altenberg bis Zilk, 2003, AmaltheaKuh, dem schon mehrmals ein Vorschuss ausbezahlt wurde, ohne dass eine Geschichte erschienen war, hoffte, dass dies auch diesmal der Fall sein würde. Und musste zu seiner großen Verblüffung feststellen, dass ausgerechnet dieser Beitrag in Druck ging. Tage nach Erscheinen des Artikels erhielt er einen Brief Friedells:
Georg Markus: Schlag nach bei Markus. Österreich in seinen besten Geschichten und Anekdoten, 2011, AmaltheaDa man ihm schon mehrmals Vorschüsse ausbezahlt hatte, ohne dass die Geschichte je erschienen ist, hoffte er, dass dies auch diesmal der Fall sein würde. Und musste zu seiner großen Verblüffung feststellen, dass ausgerechnet diese Glosse in Druck ging. Tage nach Erscheinen des Artikels erhielt er einen Brief Friedells:
Georg Markus: Wenn man trotzdem lacht. Geschichte und Geschichten des österreichischen Humors, 2012, Amalthea
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»Sehr geehrter Herr«, hieß es da, »überrascht stelle ich fest, daß Sie meine bescheidene Erzählung ›Kaiser Josef und die Prostituierte‹ unverändert, nur unter Hinzufügung der Worte ›von Anton Kuh‹, veröffentlicht haben. Es ehrt mich selbstverständlich, daß Ihre Wahl auf meine kleine, launige Geschichte gefallen ist, da Ihnen doch die gesamte Weltliteratur seit Homer zur Verfügung stand. Ich hätte mich deshalb gerne revanchiert, aber nach Durchsicht Ihres Gesamtwerkes fand ich nichts, worunter ich meinen Namen hätte setzen mögen.«
Georg Markus: Wiener G´schichten. Die besten Anekdoten zum Nachlesen, 1992, Ueberreuter»Sehr geehrter Herr«, heißt es da, »überrascht stelle ich fest, daß Sie meine bescheidene Erzählung Kaiser Josef und die Prostituierte unverändert, nur unter Hinzufügung der Worte ›Von Anton Kuh‹, veröffentlicht haben. Es ehrt mich selbstverständlich, daß Ihre Wahl auf meine kleine, launige Geschichte gefallen ist, da Ihnen doch die gesamte Weltliteratur seit Homer zur Verfügung stand. Ich hätte mich deshalb gerne revanchiert, aber nach Durchsicht Ihres Gesamtwerkes fand ich nichts, worunter ich meinen Namen hätte setzen mögen.«
Georg Markus: Sie werden lachen, es ist ernst. Eine humorvolle Bilanz unseres Jahrhunderts aus Österreich, 1999, Amalthea»Sehr geehrter Herr«, stand da, »überrascht stelle ich fest, dass Sie meine bescheidene Erzählung Kaiser Josef und die Prostituierte unverändert, nur unter Hinzufügung der Worte ›Von Anton Kuh‹, veröffentlicht haben. Es ehrt mich selbstverständlich, dass Ihre Wahl auf meine kleine, launige Geschichte gefallen ist, da Ihnen doch die gesamte Weltliteratur seit Homer zur Verfügung stand. Ich hätte mich deshalb gerne revanchiert, aber nach Durchsicht Ihres Gesamtwerkes fand ich nichts, worunter ich meinen Namen hätte setzen mögen.«
Georg Markus: Das heitere Lexikon der Österreicher. Die besten Anekdoten von Altenberg bis Zilk, 2003, Amalthea Georg Markus: Schlag nach bei Markus. Österreich in seinen besten Geschichten und Anekdoten, 2011, AmaltheaSehr geehrter Herr, überrascht stelle ich fest, dass Sie meine bescheidene Erzählung Kaiser Josef und die Prostituierte unverändert, nur unter Hinzufügung der Worte ›Von Anton Kuh‹, veröffentlicht haben. Es ehrt mich selbstverständlich, dass Ihre Wahl auf meine kleine, launige Geschichte gefallen ist, da Ihnen doch die gesamte Weltliteratur seit Homer zur Verfügung stand. Ich hätte mich deshalb gerne revanchiert, aber nach Durchsicht Ihres Gesamtwerkes fand ich nichts, worunter ich meinen Namen hätte setzen mögen.
Georg Markus: Wenn man trotzdem lacht. Geschichte und Geschichten des österreichischen Humors, 2012, Amalthea
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An der Freundschaft Kuh-Friedell änderte die kleine Affäre nichts.
Georg Markus: Wiener G´schichten. Die besten Anekdoten zum Nachlesen, 1992, UeberreuterAn der Freundschaft Kuh-Friedell änderte der Vorfall nichts.
Georg Markus: Sie werden lachen, es ist ernst. Eine humorvolle Bilanz unseres Jahrhunderts aus Österreich, 1999, Amalthea Georg Markus: Das heitere Lexikon der Österreicher. Die besten Anekdoten von Altenberg bis Zilk, 2003, Amalthea Georg Markus: Wenn man trotzdem lacht. Geschichte und Geschichten des österreichischen Humors, 2012, Amalthea
note:
Es war keine Wiener Zeitung, sondern – wie Markus in Sie werden lachen, es ist ernst richtig bemerkt – der Berliner »Querschnitt«, der im Jänner 1924 Friedells Text »Kaiser Joseph II. und seine Geliebte«, der ein paar Monate zuvor in der »Stunde« erschienen war, unter dem Namen Anton Kuh veröffentlichte. Wie es dazu kam – und ob es nicht eher ein Versehen der Redaktion war – da gehen die Meinungen auseinander.
Die Anekdote selbst – und um die soll es hier gehen – konnte man schon ein Jahr später im Neuen Wiener Journal lesen. Friedells Freund Hans Sassmann schreibt:
Ein bekannter deutscher Schriftsteller benötigte dringend Geld. Er beschaffte sich dieses dadurch, daß er eine vor einem Jahr in einer Zeitung erschienene Humoreske Egon Friedells Wort für Wort abschrieb und einer Berliner Redaktion einsandte. (…) Als Egon Friedell seinen Plagiator kürzlich in Gesellschaft traf, sagte er ihm: „Ich empfinde es als ungemein schmeichelhaft, daß Sie gerade mich zur Erhöhung Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit benutzt haben, wo Ihnen doch die ganze Weltliteratur von Homer an zur Verfügung steht. Ich kann mich allerdings nicht revanchieren, da ich in Ihrer gesamten literarischen Produktion nur eine Arbeit gefunden habe, unter die ich meinen Namen setzen möchte, daß ist aber leider gerade die, die Sie von mir abgeschrieben haben.“
Ein anderer Freund Friedells, Walther Schneider, erzählte die Anekdote in seinem 1947 erschienenen »Friedell-Brevier« in dieser Form:
Anton Kuh sandte dem Berliner »Querschnitt« unter eigenem Namen eine alte Humoreske von Friedell. Als die Geschichte erschienen war, schrieb Egon an den Plagiator: „Sehr geschätzter Herr Anton Kuh, mit Vergnügen sehe ich, daß Sie meine Plauderei ‚Kaiser Josef und die Prostituierte‘ in unveränderter Wiedergabe, nur mit der Abänderung der drei kleinen Worte: von Anton Kuh, publiziert haben. Es ehrt mich, daß Ihre Wahl gerade auf mein bescheidenes, anspruchsloses Histörchen gefallen ist, da Ihnen doch die gesamte Weltliteratur seit Homer zur Verfügung stand. Ich hätte mich auch gerne revanchiert, doch nach Durchsicht Ihres gesamten Oeuvres fand ich nichts, worunter ich meinen Namen setzen möchte…‟
Nicht unerwähnt sei aber, dass Walther Schneider – der es auch nicht so genau nahm – die Anekdote einige Jahre später, 1959, im Band »Egon Friedell, Briefe« in dieser Form veröffentlichte:
Sehr geehrter Herr! Überrascht stelle ich fest, daß Sie meine bescheidene Erzählung „Kaiser Josef und die Prostituierte‟ unverändert, nur mit Hinzufügung der drei Worte „Von Anton Kuh‟, im „Querschnitt‟ veröffentlicht haben. Es ehrt mich selbstverständlich, daß Ihre Wahl auf meine kleine launige Geschichte gefallen ist, da Ihnen doch die gesamte Weltliteratur seit Homer zur Verfügung gestanden hat. Ich hätte mich deshalb auch gern revanchiert, aber nach Durchsicht Ihres ganzen Oeuvres fand ich nichts, worunter ich meinen Namen setzen möchte.